Ökonomie & Pareto

Wilfried Fritz Pareto, ein Kind seiner Zeit, wie wir alle.

Wer mehr über ihn erfahren will soll ihn googeln, ich möchte ihn, wie so viele, (fast) nur auf das Paretoprinzip reduzieren.

Leider eigentlich, weil dieser Vilfredo Frederico Pareto viel mehr zu bieten hätte als nur dies…
Ingenieur, Ökonom, Soziologe, Erfinder einer Handlungstheorie, aus der das psychologische Konzept der Rationalisierung hervorgeht und vieles mehr haben wir ihm zu verdanken.

Pareto – Optimum, benfordsches Gesetz, Zipf-Verteilung…

Es haben sich Menschen auf den Pfad der statistischen Verteilungen begeben und versuchtmittels Gesetzen das Wesen der Welt (ansatzmässig) zu verstehen, vielleicht einen generellen Plan, eine Ordnung im Chaos zu finden, durch Zahlen und Berechnungen.
Nicht erst seit Pythagoras geschieht dies und es wird immer weiter gehen, genauer werden, perfekter sich an die Wirklichkeit annähern, Abweichungen mit einberechnen und vielleicht irgendwann alles, Schwarz auf Schwan, äh, Weiß, voraussagen können.

Wird es funktionieren?
Klappt es immer und in jeder Situation?
Braucht man nicht unendlich viele Daten um absolut exakt und völlig fehlerfrei Vorgänge vorauszusagen und werden wir diese Datenmassen verarbeiten können, bzw. wie wollen wir das tun?

Keine Ahnung. Vielleicht werden wir es niemals 100%ig schaffen, wenn man nach dem Paretoprinzip geht, werden wir umso näher kommen je mehr wir uns anstrengen, aber zum Ende hin wird die Luft ganz schön dünn.
Perfekt ist nichts auf dieser Welt…

Zurück zu Vilfredo und seinem Pareto-Prinzip:

Das Paretoprinzip, auch Pareto-Effekt, 80-zu-20-Regel, besagt, dass 80 % der Ergebnisse in 20 % der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden.

Dies bezeichne ich als den für uns positiven und wichtigen Teil des ganzen Spiels.

Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse benötigen 80 % der Gesamtzeit und verursachen die meiste Arbeit.

Es stellt eine Zeitangabe dar, obwohl es ihm ursprünglich als Vermögensverteilung unterkam.
Vilfredo Pareto untersuchte die Vermögensverteilung in Italien und fand heraus, dass ca. 20 % der Familien ca. 80 % des Vermögens besitzen. Banken sollten sich also vornehmlich um diese 20 % der Menschen kümmern und ein Großteil ihrer Auftragslage wäre gesichert.

Tadellos für die Banken, was bringt es uns?
Es besagt, dass sich viele Aufgaben mit einem Mitteleinsatz von ca. 20 % so erledigen lassen, dass 80 % aller Probleme gelöst werden.

Das birgt wunderbare Möglichkeiten und ich gehe demnächst auf sie ein, aber leider stimmt dieses Phänomen natürlich nur ungefähr, schließt niemals alle Möglichkeiten ein, ist mehr eine „Daumenregel“ (wie intelligent ist Ihr Daumen?), maximal ein Wegweiser aber vor allem ein unglaublicher Motivator!

Wer es nicht genau wissen will und sich die Motivationsfreude nicht nehmen lassen möchte überspringt bitte nun folgenden Absatz:

Pareto weist darauf hin, dass diese Regel nur gilt, wenn die Elemente des Systems unabhängig voneinander sind. Durch Interdependenz der Elemente (wie etwa in einer Organisation und allen soziotechnischen Systemen) wird die Situation verändert. In der Praxis ist folglich die Zahl der relevanten Elemente sehr gering; sehr wenige Elemente bestimmen fast den gesamten Effekt.

Also alles Pustekuchen?

Keineswegs!
Wer sich mit dem Prinzip beschäftigt und es etwas umformuliert wird einen gewaltigen Motivator und, wenn er will, ein Lebensprinzip entdecken.
Auf gut Deutsch gesagt:

Am Anfang geht mit wenig Aufwand gleich viel weiter. Je mehr man sich vertieft umso langsamer geht der Fortschritt vonstatten.

Motiviert oder demotiviert das?

Kommt drauf an wie man es sieht.
Wer eine Sache in jeder Einzelheit und in voller Tiefe verstehen und beherrschen will hat nun vielleicht nicht mehr die Motivation Neues zu beginnen in dem Wissen, dass der Weg ein steiniger und wahrscheinlich auch unendlicher sein wird.

Wer seine Lebensqualität enorm steigern möchte, Einblick in der Wesen vieler Bereiche sucht, in kurzer Zeit wirklich beachtliche Ergebnisse erreichen möchte, die Freude am Tun sucht, Neugierde kultivieren will, sein Nervensystem flexibel und dynamisch halten möchte ist mit dem Pareto-Prinzip als Lebensprinzip gut beraten.

Wieso?
Mit wenig Aufwand geht viel weiter!

Beim Dehnen zum Beispiel.
Viele meiner Patienten machen zum ersten Mal die Windmühle, die Hüftaussenrotations Dehnung mit Kniegriff oder die sitzende LWS-Drehdehnung und denken sie müssen sterben vor Schmerz und Spannungsgefühl.
Nach 3-5 Tagen denken sie sich nichts mehr dabei.
Der Fortschritt ist enorm.
Nimmt die Dehnung zuerst im Bereich mehrer Zentimeter zu geht der Fortschritt bald zurück und man grundelt im Milimeterbereich herum.
Vielleicht gibt es dann sogar Tage wo man wieder mehr Spannung spürt als am Vortag.
Und?
Macht ja nichts!
Im Grunde hat man sein Primärziel erreicht.
Verbesserte Dehnung, Spannungsreduktion, Schmerzabnahme.
Würde mehr gehen?
Würde man sich im Laufe der nächsten Jahre noch verbessern, wenn man täglich diese Übungen bis zum Abwinken ausführt?
Sicher.
Braucht will/man dies?
Vielleicht.
Ist es ökonomisch?
Sicher nicht.

Ich definiere Ökonomie oder Wirtschaftlichkeit hier sehr primitiv:
Mit möglichst wenig Aufwand mein Ziel möglichst akkurat erreichen.

Werfen wir einen Blick auf das Krafttraining.
Ganz klassisch.

Das Ziel: Karftzuwachs und Muskelmassenzuwachs.

Hypertrophietraining, wie wir es alle gelernt haben,
ca. 10 Wiederholungen bis zum Muskelversagen in 2-3 Sätzen an 2-3 Tagen in der Woche, mit genug Pause zur Superkomensation (oder in einer anderen der 1000 Varianten noch ohne HIT, DogCrap, bulgarischer Kontrastmethode uvm.)

Wer untrainiert erstmals ins Studio geht wir begeistert sein über seinen Kraftzuwachs.
Nach dem ersten Monat steigt schon die Maximalkraft beträchtilich obwohl die Muskeln vielleicht noch nicht deutlich größer wurden, inter- & intramuskuläre Koordination stiegen aber schon enorm.
Nach dem 2. Monat auch messbar dickerer Oberarm, Oberschenkel und weitere Kraftsteigerung.

Doch dieser rapide Anstieg geht zurück und nach Monaten bis Jahren braucht man einige Tricks um weitere Steigerungen zu bekommen. Trainingsmethodenwechsel, zyklische Traningspläne, Ernährungsergänzungen usw.

Notwendig?
Vielleicht.
Ökonomisch?
Nicht zwingend, vielleicht wenn ich Bodybuilder bin.
Aber der Zeit und Geldaufwand steht nicht mehr dafür.
Doch wieder das Primärziel erreicht, Kraft gesteigert.

Nun ist die Kugel im Rollen!
Man braucht nicht mehr viel Kraft um sie im Rollen zu halten.
Hört man auf wird sie langsamer, irgendwann steht sie wieder, doch sie rollt mit wenig aufwand gleich mal wieder gut dahin.
Soll sie schneller rollen?
Dann wird dementsprechend mehr Einsatz nötig sein.
Doch dies ist oft nicht nötig.
80 Prozent sind unglaublich viel!

Und wer einige Kugeln in diversen Disziplinen im Rollen hält wird bemerken, dass sich einige Bereiche synergistisch verstärken.

Beweglichkeitraining, Krafttraning, Koordinationstraining, Ausdauertraining, Balance- und Gleichgewichtstraining uvm. lassen sich kombinieren und mit wenig Aufwand lässt sich viel erreichen.
Ist der Stein erstmal im Rollen braucht man nur mehr wenig Kraft um ihn im Rollen zu halten.

Beginnen sie mit kleinen Schritten,
beginnen Sie neue Übungen,
bewegen sie Ihren Körper gewohnt (Spazieren gehen, Laufen, Schwimmen, Radfahren),
lernen sie neue Bewegungmethoden (Tangotanzen, Pose-Running, Total Immersion, Einradfahren…) probieren Sie diverse Sportarten aus, besuchen sie Yoga, Pilates, Feldenkreis, Kettlebell-, Slingtrainerseminare, Kampfsport, WingTai und Selbstverteidigungskurse oder kommen sie zum Physiotherapeuten Ihrer Wahl.

Lassen Sie sich ein auf neues Leben voller neuer Impulse, lassen Sie manche verwirken, lassen Sie sich von manchen mitreissen, halten sie manche energetisch am Leben und treiben Sie manche zu neuen Höhen.
Beginnen sie Impulse in Form von Worten und Taten an andere weiter zu geben und erleben sie die Kraft mit wenig Aufwand viel Erreichen zu können.